Das liturgische Herzstück der Kirche
Der Altarraum ist das liturgische und künstlerische Zentrum der Alten Dorfkirche Berlin-Zehlendorf. Hier konzentriert sich die barocke Ausstattung, die der Kirche ihren besonderen Charakter verleiht. Die Restaurierung dieses Bereichs erfordert höchste Fachkompetenz und ein tiefes Verständnis für die historischen und künstlerischen Werte der einzelnen Elemente.
Das Projekt Altarraum umfasst die sorgfältige Restaurierung aller liturgischen Ausstattungsstücke, die kunsthistorische Untersuchung der Farbfassungen und die behutsame Konservierung der barocken Schnitzereien. Jeder Eingriff erfolgt unter konservatorischen Gesichtspunkten und in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege. Das Ziel ist es, die Authentizität und künstlerische Qualität dieser wertvollen Ausstattung für kommende Generationen zu bewahren.
Der barocke Hauptaltar
Der Hauptaltar der Alten Dorfkirche ist ein herausragendes Beispiel barocker Altargestaltung. Die aufwendigen Schnitzereien, die Vergoldungen und die ursprüngliche Farbfassung zeugen von der hohen handwerklichen Kunst des 18. Jahrhunderts. Über die Jahrhunderte haben jedoch Kerzenruß, Staub und unsachgemäße Restaurierungsversuche ihre Spuren hinterlassen.
Die Restaurierung des Altars beginnt mit einer gründlichen Untersuchung. Restauratoren nehmen an verschiedenen Stellen Proben, um die Schichtfolge der Fassungen zu ermitteln. Oft verbergen sich unter späteren Übermalungen die ursprünglichen Farbfassungen, die wichtige Hinweise auf das ursprüngliche Erscheinungsbild geben. Diese Untersuchungen werden mit modernsten Techniken wie Röntgenfluoreszenzanalyse und Infrarotreflektographie durchgeführt.
Die eigentliche Restaurierung ist ein langwieriger Prozess. Zunächst werden die Oberflächen schonend gereinigt. Dabei muss zwischen dem zu entfernenden Schmutz und der erhaltungswürdigen Patina unterschieden werden. Lose Farbschichten werden gefestigt, fehlende Teile werden ergänzt. Die Vergoldungen werden, wo nötig, aufgefrischt, wobei traditionelle Blattgoldtechniken zum Einsatz kommen.
Besonders bemerkenswert sind die Schnitzereien am Altaraufsatz. Diese stellen biblische Szenen dar und sind von hoher künstlerischer Qualität. Beschädigte Schnitzereien werden von spezialisierten Holzbildhauern ergänzt. Diese Ergänzungen müssen sich einerseits harmonisch in das Gesamtbild einfügen, andererseits aber auch als moderne Ergänzung erkennbar sein – ein Grundsatz der modernen Denkmalpflege.
Die historische Kanzel
Die Kanzel ist ein weiteres wichtiges Element der Altarraumausstattung. Von hier aus wurde jahrhundertelang das Wort Gottes verkündet. Auch die Kanzel zeigt die charakteristische barocke Formensprache mit Schnitzereien, Vergoldungen und reicher Farbfassung.
Die Restaurierung der Kanzel folgt ähnlichen Prinzipien wie die des Altars. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Schalldeckel, der reich verziert ist und statisch gesichert werden muss. Die hölzerne Konstruktion wird auf ihre Stabilität überprüft und wo nötig verstärkt. Die dekorativen Elemente werden gereinigt und konserviert.
Ein besonderes Problem stellen die textilen Elemente dar, die ursprünglich zur Kanzelausstattung gehörten. Historische Antependien und Kanzeldecken sind oft nur noch fragmentarisch erhalten. Spezialisierte Textilrestauratoren untersuchen diese Stücke und entwickeln Konzepte für ihre Konservierung oder, wo nötig, Rekonstruktion.
Liturgische Ausstattung und Altargeräte
Zur Altarraumausstattung gehören zahlreiche liturgische Gegenstände: Leuchter, Kruzifixe, Kelche, Taufbecken und andere Altargeräte. Viele dieser Stücke haben einen beträchtlichen kunsthistorischen und materiellen Wert. Sie sind nicht nur liturgisch bedeutsam, sondern auch Zeugnisse der Frömmigkeitsgeschichte und des Kunsthandwerks ihrer Zeit.
Die Inventarisierung und Dokumentation aller liturgischen Gegenstände ist ein wichtiger erster Schritt. Jedes Stück wird fotografiert, vermessen und beschrieben. Materialanalysen geben Aufschluss über die verwendeten Metalle, Legierungen und Verarbeitungstechniken. Diese Informationen sind wichtig für die Planung der Restaurierungsmaßnahmen.
Die eigentliche Restaurierung erfolgt in spezialisierten Werkstätten. Metallrestauratoren reinigen die Oberflächen, entfernen korrosive Ablagerungen und stabilisieren gefährdete Bereiche. Silberne Altargeräte werden fachgerecht gereinigt und poliert. Beschädigte Teile werden, wo möglich, repariert oder durch passendes Material ergänzt.
Besonders wertvoll sind die historischen Kerzenleuchter aus Messing und Bronze. Diese werden nicht nur gereinigt und restauriert, sondern auch auf ihre Standfestigkeit überprüft. Die Patina, die sich über Jahrhunderte gebildet hat, wird dabei weitgehend erhalten, da sie zur historischen Authentizität beiträgt.
Farbfassungen und Wandmalereien
Der Altarraum zeigt an den Wänden Reste historischer Farbfassungen und möglicherweise auch Wandmalereien. Diese sind oft unter späteren Anstrichen verborgen und kommen erst bei restauratorischen Untersuchungen zum Vorschein. Die Freilegung und Restaurierung solcher Befunde ist eine der spannendsten Aufgaben des Projekts.
Restauratoren legen zunächst an unauffälligen Stellen Sondagen an, um die Schichtenfolge zu ermitteln. Wenn sich interessante Befunde zeigen, werden größere Flächen freigelegt. Dieser Prozess erfordert höchste Präzision und Geduld. Jede Schicht wird dokumentiert, bevor sie entfernt wird.
Sollten zusammenhängende Wandmalereien gefunden werden, müssen diese konserviert und, wo nötig, restauriert werden. Fehlstellen werden nach konservatorischen Grundsätzen ergänzt – wobei die Ergänzungen als solche erkennbar bleiben müssen. Dies geschieht oft durch eine leicht unterschiedliche Farbgebung oder Strichführung, die aus der Nähe erkennbar ist, aus der Distanz aber nicht stört.
Auch einfache Farbfassungen ohne figürliche Darstellungen sind von Bedeutung. Sie geben Auskunft über die farbliche Gestaltung des Raumes zu verschiedenen Zeiten. Die Entscheidung, welche Farbfassung wiederhergestellt wird, ist komplex und berücksichtigt historische, ästhetische und praktische Aspekte.
Der Altartisch und das Antependium
Der Altartisch selbst ist ein einfaches, aber würdevolles Möbel, das den Mittelpunkt des liturgischen Geschehens bildet. Seine Restaurierung konzentriert sich auf die Konservierung der Holzsubstanz und die Aufarbeitung der Oberflächen. Etwaige Schäden werden behoben, ohne den historischen Charakter zu verändern.
Das Antependium – die textile oder hölzerne Verkleidung der Altarvorderseite – ist oft reich verziert. Bei der Alten Dorfkirche gibt es mehrere historische Antependien für verschiedene Festzeiten. Diese werden von Textilrestauratoren gereinigt, stabilisiert und konserviert. Zerrissene Stoffe werden fachmännisch genäht, fehlende Teile werden, wenn möglich, ergänzt.
Die Aufbewahrung und Präsentation dieser wertvollen Textilien erfordert besondere Sorgfalt. Sie müssen vor Licht, Feuchtigkeit und Schädlingen geschützt werden. Eigens angefertigte Aufbewahrungssysteme sorgen dafür, dass die Textilien liegend und ohne Knickstellen gelagert werden können.
Beleuchtung des Altarraums
Die Beleuchtung des Altarraums hat sowohl liturgische als auch konservatorische Bedeutung. Sie muss die liturgischen Handlungen gut ausleuchten, darf aber die historische Substanz – insbesondere empfindliche Farbfassungen – nicht schädigen. Moderne LED-Technik ermöglicht eine flexible und schonende Beleuchtung.
Das Beleuchtungskonzept berücksichtigt verschiedene Nutzungsszenarien: Gottesdienste, Konzerte, Führungen. Die Lichtquellen werden so positioniert, dass sie den Altarraum effektvoll ausleuchten, ohne aufdringlich zu wirken. Die Installation erfolgt so, dass die historische Bausubstanz nicht beeinträchtigt wird und die Technik möglichst unsichtbar bleibt.
Besonders wichtig ist die Vermeidung von UV-Strahlung, die Farben ausbleichen und Materialien altern lässt. Moderne Filter und LED-Technologie helfen, dieses Risiko zu minimieren. Gleichzeitig wird eine angenehme Farbtemperatur gewählt, die dem warmen Licht von Kerzen nahekommt und eine stimmungsvolle Atmosphäre schafft.
Raumklima und Konservierung
Das Raumklima hat einen entscheidenden Einfluss auf die Erhaltung der Altarraumausstattung. Schwankungen in Temperatur und Luftfeuchtigkeit können Holz, Farben und Metalle schädigen. Ein ausgeklügeltes Klimamanagement ist daher Teil des Restaurierungskonzepts.
Sensoren überwachen kontinuierlich Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Altarraum. Die Daten werden ausgewertet und helfen, optimale Bedingungen zu schaffen. Die Heizung wird so gesteuert, dass extreme Schwankungen vermieden werden. Im Sommer sorgt eine angepasste Lüftung für Ausgleich.
Auch die Luftqualität spielt eine Rolle. Staub, Schadstoffe aus der Außenluft und Emissionen von Baustoffen können die historische Substanz angreifen. Regelmäßige Reinigung und, wo nötig, Luftfilterung helfen, die Belastung zu minimieren. Ein langfristiger Wartungsplan stellt sicher, dass diese Maßnahmen kontinuierlich umgesetzt werden.
Dokumentation und Forschung
Die Restaurierung des Altarraums wird umfassend dokumentiert. Jeder Arbeitsschritt wird fotografisch festgehalten, Befunde werden gezeichnet und beschrieben. Diese Dokumentation ist nicht nur für die Denkmalpflege wichtig, sondern auch für die kunsthistorische Forschung.
Die Untersuchungen im Rahmen der Restaurierung haben bereits zu neuen Erkenntnissen über die Geschichte der Dorfkirche geführt. Unter späteren Fassungen kamen ältere Gestaltungsphasen zum Vorschein. Inschriften und Datierungen geben Hinweise auf die Baugeschichte und die verschiedenen Ausstattungsphasen.
Diese Erkenntnisse werden wissenschaftlich publiziert und fließen in die Geschichtsschreibung ein. Sie helfen auch, die Bedeutung der Alten Dorfkirche im Kontext der regionalen Kirchengeschichte besser zu verstehen. Die Restaurierung ist somit nicht nur eine handwerkliche, sondern auch eine wissenschaftliche Aufgabe.
Einbindung der Gemeinde
Die Restaurierung des Altarraums ist nicht nur ein technisches Projekt, sondern berührt auch das Herz der Gemeinde. Der Altar ist der Ort, an dem zentrale liturgische Handlungen stattfinden – Gottesdienste, Taufen, Abendmahl. Die Gemeinde wird daher in die Planungen einbezogen und über die Fortschritte informiert.
Sonderführungen während der Restaurierungsphase ermöglichen es Gemeindemitgliedern und Interessierten, die Arbeiten aus nächster Nähe zu sehen. Die Restauratoren erklären ihre Arbeit und beantworten Fragen. Diese Transparenz schafft Verständnis und Wertschätzung für die komplexe Aufgabe der Denkmalpflege.
Nach Abschluss der Restaurierung wird der Altarraum in einem feierlichen Gottesdienst wieder in Gebrauch genommen. Dieser besondere Moment markiert den Höhepunkt des Projekts und ist ein Anlass zur Freude für die gesamte Gemeinde. Die Investition in die Restaurierung hat sich gelohnt – der Altarraum erstrahlt in neuem Glanz und kann seiner liturgischen Funktion wieder voll gerecht werden.
Das Projekt Altarraum ist ein wesentlicher Teil der Gesamtsanierung. Weitere Informationen zu anderen Projekten finden Sie unter [Projekt Kirchensanierung]https://dorfkirche-berlin-zehlendorf.de/projekt-kirchensanierung/) und [Projekt Kirchhof]https://dorfkirche-berlin-zehlendorf.de/projekt-gartendenkmal/). Eine Gesamtübersicht bietet die Seite Alle Projekte im Überblick.
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Kontakt:
Förderverein Alte Dorfkirche e.V.
E-Mail: [email protected]
Web: www.dorfkirche-berlin-zehlendorf.de