Die umfassende Sanierung des Kirchengebäudes
Die Sanierung des Kirchengebäudes der Alten Dorfkirche Berlin-Zehlendorf ist das umfangreichste und kostenintensivste der drei Hauptprojekte. Nach 250 Jahren Nutzung zeigt die Bausubstanz an vielen Stellen erhebliche Schäden, die dringend behoben werden müssen. Ohne umfassende Sanierungsmaßnahmen droht ein weiterer, möglicherweise irreversibler Verfall dieses einzigartigen Kulturdenkmals.
Das Projekt gliedert sich in mehrere Teilbereiche, die aufeinander aufbauen und ein schlüssiges Gesamtkonzept ergeben. Dabei steht die Erhaltung der historischen Bausubstanz im Vordergrund. Moderne Techniken werden nur dort eingesetzt, wo sie mit den denkmalpflegerischen Anforderungen vereinbar sind und einen echten Mehrwert für den Erhalt des Gebäudes bieten.
Dachsanierung und Dachstuhl
Der Dachstuhl ist eines der kritischsten Elemente des Gebäudes. Über Jahrhunderte hinweg hat das Holz des Dachstuhls Witterungseinflüssen standgehalten, doch an vielen Stellen zeigen sich nun deutliche Schäden. Feuchtigkeit ist in die Konstruktion eingedrungen, und in einigen Bereichen hat sich Schädlingsbefall entwickelt.
Die Sanierung des Dachstuhls erfordert höchste Sorgfalt. Zunächst wurde eine umfassende Bestandsaufnahme durchgeführt, bei der jeder einzelne Balken untersucht und dokumentiert wurde. Dabei kamen auch moderne Techniken wie Endoskopie und Ultraschallmessung zum Einsatz, um den Zustand der Hölzer exakt zu bestimmen, ohne die historische Substanz zu beschädigen.
Wo möglich, werden beschädigte Balken nicht komplett ersetzt, sondern durch traditionelle Zimmermannsverbindungen ergänzt. Diese Technik des „Prothetischen“ ermöglicht es, möglichst viel historische Bausubstanz zu erhalten. Nur dort, wo die Statik gefährdet ist, werden vollständige Ersetzungen vorgenommen. Die neuen Hölzer werden dabei so behandelt, dass sie sich optisch in den Bestand einfügen.
Die historische Dacheindeckung mit traditionellen Biberschwanzziegeln wurde weitgehend restauriert. Beschädigte Ziegel wurden durch passendes historisches Material ersetzt. Die Dachhaut ist nicht nur ästhetisch wichtig, sondern schützt auch die darunter liegende Konstruktion vor Witterungseinflüssen. Eine fachgerechte Dämmung unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Anforderungen verbessert zudem die Energieeffizienz.
Außenfassade und Mauerwerk
Die Außenfassade der Alten Dorfkirche zeigt deutliche Spuren der Verwitterung. Risse im Putz, abblätternde Farbe, ausgewaschene Fugen und Feuchtigkeitsschäden prägen das Bild. Diese Schäden sind nicht nur optisch störend, sondern gefährden auch die dahinter liegende Bausubstanz.
Die Fassadensanierung beginnt mit einer gründlichen Analyse der vorhandenen Putz- und Farbschichten. Restauratoren nehmen Proben und untersuchen diese im Labor, um die ursprüngliche Zusammensetzung zu ermitteln. Diese Erkenntnisse sind entscheidend für die Wahl der richtigen Materialien bei der Restaurierung.
Der historische Kalkputz wird, wo immer möglich, erhalten und nur an den geschädigten Stellen erneuert. Dabei kommen traditionelle Putztechniken zum Einsatz. Moderne Putzsysteme sind für historische Gebäude ungeeignet, da sie oft ein anderes Feuchtigkeitsverhalten aufweisen und die Bausubstanz schädigen können. Die Verwendung von Naturkalk entspricht sowohl denkmalpflegerischen als auch bauphysikalischen Anforderungen.
Die Farbgebung orientiert sich an historischen Befunden. Unter späteren Farbschichten konnten die ursprünglichen Farbtöne rekonstruiert werden. Die traditionelle Kalkfarbe lässt das Mauerwerk „atmen“ und trägt so zur langfristigen Erhaltung bei. Die sorgfältige Ausführung der Malerarbeiten stellt sicher, dass die Fassade wieder in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlt.
Fenster und Türen
Die historischen Fenster und Türen der Alten Dorfkirche sind wesentliche Elemente des Gebäudes und prägen seinen Charakter. Viele dieser Elemente sind im Laufe der Zeit stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Verrottetes Holz, defekte Beschläge und undichte Stellen sind die Hauptprobleme.
Jedes Fenster wird einzeln demontiert und in der Werkstatt restauriert. Die Holzrahmen werden gereinigt, beschädigte Teile werden ergänzt oder ersetzt. Dabei kommen traditionelle Tischlertechniken zum Einsatz. Die Verglasung erfolgt mit mundgeblasenem Glas, das dem historischen Material entspricht. Moderne Isoliergläser würden das Erscheinungsbild verfälschen und sind bei Denkmälern meist nicht zulässig.
Besonders aufwendig ist die Restaurierung der historischen Beschläge. Viele dieser schmiedeeisernen Teile sind von hoher handwerklicher Qualität und kunsthistorisch wertvoll. Sie werden restauriert und, wo nötig, ergänzt. Die Funktionsfähigkeit wird wiederhergestellt, ohne den historischen Charakter zu beeinträchtigen.
Die Eingangstüren der Kirche sind ebenfalls Teil der Restaurierung. Das historische Eichenholz wird aufgearbeitet, die kunstvollen Beschläge werden restauriert. Moderne Sicherheitstechnik wird so integriert, dass sie von außen nicht sichtbar ist und den historischen Charakter nicht beeinträchtigt.
Trockenlegung und Kellersanierung
Ein zentrales Problem der Alten Dorfkirche ist die Feuchtigkeit im Mauerwerk. Über die Jahrzehnte ist Wasser in die Grundmauern eingedrungen und hat sich dort festgesetzt. Diese Feuchtigkeit führt nicht nur zu Schäden am Putz und an den Farben, sondern gefährdet die gesamte Bausubstanz.
Die Trockenlegung erfordert ein durchdachtes Konzept. Moderne Horizontalsperren werden nur dort eingesetzt, wo sie mit dem historischen Mauerwerk vereinbar sind. Oft sind auch traditionelle Methoden wie verbesserte Drainage und Hinterlüftung ausreichend und schonender für die Bausubstanz.
Der Keller der Kirche bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Hier sammelt sich Feuchtigkeit, die nach oben ins Mauerwerk aufsteigt. Eine verbesserte Drainage rund um das Gebäude, die Sanierung der Kellerdecke und eine angepasste Lüftung helfen, das Feuchtigkeitsproblem in den Griff zu bekommen. Diese Maßnahmen sind grundlegend für den Erfolg aller weiteren Sanierungsarbeiten.
Innenraum und historische Ausstattung
Auch der Innenraum der Kirche ist Teil des Sanierungsprojekts. Die Wände werden gereinigt und neu gefasst, wobei historische Farbbefunde berücksichtigt werden. Die Deckenmalereien, sofern vorhanden, werden restauriert. Jeder Eingriff erfolgt unter konservatorischen Gesichtspunkten.
Die historischen Kirchenbänke werden aufgearbeitet. Das Holz wird gereinigt, kleine Schäden werden behoben, und die Oberflächen werden behandelt. Dabei gilt es, den Gebrauchswert zu verbessern, ohne den historischen Charakter zu zerstören. Die Patina der Jahrhunderte soll sichtbar bleiben.
Die Orgel ist ein besonders wertvolles Element der Ausstattung. Ihre Restaurierung erfordert die Expertise spezialisierter Orgelbauer. Das historische Instrument wird demontiert, gereinigt und überholt. Defekte Pfeifen werden repariert oder ersetzt, die Mechanik wird instand gesetzt. Das Ziel ist es, den ursprünglichen Klang wiederherzustellen.
Auch die elektrische Installation wird erneuert. Moderne, unauffällige Beleuchtung setzt den Kirchenraum in Szene, ohne aufdringlich zu wirken. Die Beleuchtung ist flexibel gestaltet, um sowohl Gottesdienste als auch Konzerte optimal ausleuchten zu können. Gleichzeitig werden Sicherheitsaspekte wie Brandschutz und Notbeleuchtung berücksichtigt.
Statische Sicherung
Die Statik des Gebäudes ist an einigen Stellen gefährdet. Risse im Mauerwerk deuten auf Setzungen hin, die genau beobachtet und gegebenenfalls gesichert werden müssen. Statiker haben das Gebäude genau untersucht und ein Konzept zur Sicherung entwickelt.
Wo nötig, werden Risse verpresst und das Mauerwerk verstärkt. Diese Arbeiten erfolgen so behutsam wie möglich, um die historische Substanz nicht zu gefährden. Moderne Materialien wie spezielle Injektionsmörtel helfen, die Stabilität zu verbessern, ohne das Erscheinungsbild zu verändern.
In einigen Bereichen ist auch eine Verstärkung der Fundamente notwendig. Diese Arbeiten sind besonders heikel, da sie tief in die Bausubstanz eingreifen. Sie werden nur dort durchgeführt, wo sie unbedingt notwendig sind, und erfolgen unter ständiger Überwachung durch Experten.
Barrierefreiheit und moderne Nutzungsanforderungen
Ein modernes Gotteshaus muss auch den heutigen Nutzungsanforderungen gerecht werden. Die Alte Dorfkirche soll nach der Sanierung barrierefrei zugänglich sein. Eine behindertengerechte Rampe wird so in das Ensemble integriert, dass sie den historischen Charakter nicht beeinträchtigt.
Auch sanitäre Anlagen müssen den heutigen Standards entsprechen. Diese werden diskret in vorhandene Nebenräume integriert. Die Herausforderung besteht darin, moderne Technik so zu installieren, dass sie von außen nicht sichtbar ist und den Denkmalcharakter wahrt.
Die Heizungsanlage wird modernisiert. Ein durchdachtes Konzept sorgt dafür, dass die Kirche auch bei niedrigen Außentemperaturen genutzt werden kann, ohne dass das Raumklima die historische Substanz gefährdet. Moderne, energieeffiziente Technik wird mit den Anforderungen des Denkmalschutzes in Einklang gebracht.
Zeitplanung und Bauablauf
Die Sanierung des Kirchengebäudes ist ein mehrjähriges Projekt. Die Arbeiten sind so organisiert, dass die Kirche weiterhin für Gottesdienste und Veranstaltungen genutzt werden kann. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und gute Abstimmung zwischen allen Beteiligten.
Priorität haben die Arbeiten, die die Bausubstanz sichern – also Dach, Fassade und Trockenlegung. Erst wenn diese Grundlage geschaffen ist, können die Restaurierungsarbeiten im Innenraum beginnen. Diese Reihenfolge stellt sicher, dass die Investitionen nachhaltig sind und nicht durch weitere Feuchtigkeitsschäden gefährdet werden.
Jeder Bauabschnitt wird genau dokumentiert. Fotografische und zeichnerische Dokumentationen halten den Zustand vor, während und nach den Arbeiten fest. Diese Dokumentation ist nicht nur für die Denkmalpflege wichtig, sondern auch für die Öffentlichkeitsarbeit und die historische Forschung.
Zusammenarbeit und Expertise
Die Kirchensanierung erfordert die Zusammenarbeit vieler Fachleute. Architekten, Restauratoren, Handwerker, Statiker und Denkmalpfleger arbeiten Hand in Hand. Regelmäßige Baubesprechungen sorgen dafür, dass alle am gleichen Strang ziehen und Probleme frühzeitig erkannt werden.
Der Förderverein koordiniert die Arbeiten und stellt die Finanzierung sicher. Die enge Abstimmung mit der Denkmalpflege garantiert, dass alle Maßnahmen den Anforderungen entsprechen. Die Evangelische Paulus-Kirchengemeinde als Eigentümerin ist eng in alle Entscheidungen eingebunden.
Die Erfahrung und das Engagement aller Beteiligten sind die Grundlage für den Erfolg des Projekts. Viele der beteiligten Handwerker und Restauratoren haben langjährige Erfahrung in der Denkmalpflege und bringen ihre Expertise ein. Dies garantiert, dass die Arbeiten auf höchstem Niveau ausgeführt werden.
Die Kirchensanierung ist das Herzstück aller Bemühungen um den Erhalt der Alten Dorfkirche. Weitere Informationen zu den anderen Projekten finden Sie unter [Projekt Altarraum]https://dorfkirche-berlin-zehlendorf.de/projekt-altarraum/) und [Projekt Kirchhof]https://dorfkirche-berlin-zehlendorf.de/projekt-gartendenkmal/). Eine Übersicht aller Maßnahmen gibt die Seite Alle Projekte im Überblick.
Ihre Spende hilft!
Unterstützen Sie die Sanierung mit Ihrer Spende.
Kontakt:
Förderverein Alte Dorfkirche e.V.
E-Mail: [email protected]